Wenn Drohnen andere Drohnen rammen und Elektroautos belauschen | IT-Markt

2021-11-29 08:44:29 By : Mr. Jack Zhao

Der "Schweizer Kongress für Polizeiinformatik" fand dieses Jahr virtuell statt. Die Konferenz der Schweizer Blaulichtorganisationen beschäftigte sich mit vernetzten Polizisten und der Abwehr von Drohnen. Ein Schweizer Militärpilot sagte auch, warum die Landung auf einem Flugzeugträger so schwierig ist.

Der "Schweizer Polizeiinformatikkongress" - kurz SPIK - ist nach zwei Jahren zurück. Im vergangenen Jahr mussten die Blaulichtorganisationen wegen des Coronavirus auf ihre Jahresversammlung verzichten. Damit SPIK 2021 stattfinden kann, haben sich die Veranstalter für eine rein virtuelle Durchführung der Konferenz entschieden.

Mark Saxer, Geschäftsführer von Swiss Police ICT, nannte die Veranstaltung deshalb in seiner Begrüßungsrede auch «The New SPIK». Valentin Bonderer stand an seiner Seite. Für ihn war dies der erste SPIK in seiner neuen Funktion: Im August 2020 wurde er zum Präsidenten der Schweizer Polizei ICT gewählt, wie Sie hier lesen können.

Valentin Bonderer, Präsident der Schweizer Polizei ICT. (Quelle: Screenshot)

Das SPIK wurde ins Leben gerufen, um die Herausforderungen der Digitalisierung an die Blaulichtorganisationen und die entsprechenden Lösungen zu adressieren. Natürlich darf das Thema Cybersecurity in der heutigen Welt nicht fehlen. Den ersten Vortrag des Tages hielt Florian Schütz, der Bundesbeauftragte für Cybersicherheit.

Am SPIK stellte Schütz acht wichtige Herausforderungen für die Schweiz vor, "die auch die nächste nationale Strategie beeinflussen werden".

Integration nationaler Cybersicherheitsstrategien in den Rahmen der nationalen Sicherheit und/oder eine Gesamtstrategie

Koordination der verschiedenen Positionen im Bereich Cybersecurity

Lagebild und Analyse von Cyber-Bedrohungen

Kapazitätsaufbau, Bildung, Information und Sensibilisierung

Schaffung eines funktionierenden Rahmens für die Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft

Während seines Vortrags sprach er auch über die nationale Cybersecurity-Aktionskampagne, die vom 3. bis 7. Mai stattfand (hier mehr lesen) und über die neue Website des NCSC – dem National Center for Cybersecurity. Das NCSC überarbeitet auch das Formular zur Meldung von Vorfällen, damit es benutzerfreundlicher ist und einen direkten Mehrwert bietet (hier mehr lesen).

Florian Schütz, Bundesbeauftragter für Cybersicherheit. (Quelle: Screenshot)

Drohnen sind ein weiteres Thema, mit dem sich Blaulichtorganisationen immer mehr auseinandersetzen müssen. Die Zahl der Drohnenflüge soll sich zwischen 2020 und 2021 verdoppeln, wie Olivier Anthamatten, Head of Business Development bei Swisscom Broadcast, in seinem Vortrag erklärte. Bis Ende 2022 soll sich die Zahl wieder verdoppeln. Dieses Wachstum wird sich in den nächsten zwei Jahren nur leicht verlangsamen.

Swisscom Broadcast arbeitet daran, den Perimeterschutz mit autonomen Drohnen zu digitalisieren. Sie könnten als fliegende Kameras auf Patrouille gehen und ein fest installiertes Überwachungssystem ergänzen. Ausgestattet mit dem Lance Disruptor von CTS lässt sich mit einer Drohne auch Sprengstoff entschärfen.

Olivier Anthamatten, Leiter Business Development bei Swisscom Broadcast. (Quelle: Screenshot)

Die Tochtergesellschaft von Schweizer Telkos beschäftigt sich auch mit der Abwehr unerwünschter Drohnen. Auch hier können Drohnen helfen. Aktuell könnten sie beispielsweise selbstständig nach Drohnen von Drittanbietern suchen und diese verfolgen. Der nächste Schritt, der in der zweiten Jahreshälfte 2021 zu einer konkreten Lösung werden soll, ist deutlich aggressiver: Nun sollen Drohnen auch ungewollte Drohnen rammen und zu Boden bringen.

In einer späteren Iteration werden Drohnen den Eindringling nur fangen, anstatt ihn zu zerstören. Dazu werden sie beispielsweise mit einem Netzwerk ausgestattet. Anthamatten rechnet damit, 2022 marktreif zu sein. Langfristig könnte eine KI-gesteuerte Schwarmintelligenz mehrere Drohnen gleichzeitig steuern und unerwünschte Drohnen im Team bekämpfen.

Die Digitalisierung zeigt sich auch im Polizeialltag. So sprach Patrick Gerber, Senior Consultant bei CSI Consulting, darüber, wie die Stadtpolizei Zürich ein Elektroauto beschaffen wollte – und welche Datenschutzfragen damit verbunden sind.

Elektrofahrzeuge seien nämlich "motorisierte Smartphones gegen ihren Willen", erklärte Gerber. Ein solches Fahrzeug sammelt während der Fahrt viele Daten – wem es gehört und wer es nutzen darf und darf, ist nicht klar. Auch der Datenfluss ist nicht transparent. Dass bei bestimmten Modellen auch der Standort sowie Ton- und Videoaufnahmen aufgezeichnet werden, ist für ein Polizeifahrzeug ein besonderes Problem.

Patrick Gerber, Senior Consultant bei CSI Consulting. (Quelle: Screenshot)

Die Stadtpolizei Zürich war zu dem Schluss gekommen, dass die Vernetzung nicht zu verhindern sei. Für jeden Fahrzeugtyp ist nun ein ISDS-Konzept erforderlich, das die Maßnahmen zur Informationssicherheit und zum Datenschutz festlegt. Das Auto sei nun dort angekommen, wo das Smartphone vor Jahren gewesen sei, sagte Gerber.

Sven Lange und Michael Zwingl von Motorola stellten derweil in ihrem Vortrag neue Gadgets für vernetzte Polizisten vor. Einschließlich des Lex L11. Das meiste Gerät sieht aus wie ein Smartphone, hat aber auf Sicherheitsbehörden zugeschnittene Funktionen. Dazu gehört beispielsweise eine große Push-to-Talk-Taste zum Senden über eine Datenverbindung.

Die VB400 Bodycam (links) und die Lex L11 von Motorola. (Quelle: Motorola)

Der Hersteller zeigte auch die VB400 Bodycam. Es soll dazu beitragen, "Aggressionen zu verhindern und die Polizei und andere beteiligte Personen zu schützen". Gleichzeitig liefern sie auch Videobeweise. Damit das nicht in falsche Hände gerät, werden die Aufnahmen der Weitwinkel-HD-Kamera mit AES 256 verschlüsselt. Mehr über Verschlüsselungsverfahren und deren Funktionsweise erfahren Sie hier.

"Der letzte Beitrag am SPIK hatte bekanntlich nie etwas mit Polizei und eigentlich selten mit IT zu tun", kündigte Mark Saxer vom letzten Gastredner des Tages an: Major Andreas Kuhn von der Schweizer Luftwaffe. „So weit ist es nicht“, antwortete dieser. "Wir übernehmen auch Aufgaben der Luftpolizei und ein Kampfjet hat auch viel IT."

Kuhn ist aktiver F/A-18-Pilot und Cheffluglehrer für die taktische Ausbildung – „alles was mit Luftkampf zwischen Start und Landung zu tun hat“. Im Rahmen eines Austauschprogramms durfte Kuhn 2015 für 3 Jahre für die United States Navy fliegen.

Major Andreas Kuhn. (Quelle: Screenshot)

„Dieses Austauschprogramm läuft seit der Beschaffung der F/A-18“, sagte Kuhn. Zunächst um Schweizer Piloten in den neuen Kampfjets auszubilden. Anstatt es zu stoppen, wurde das Programm später in einen Erfahrungsaustausch verwandelt. Die Schweiz hat die Abfangjäger übrigens 1997 in Betrieb genommen und setzt derzeit 30 davon aktiv ein.

Zumindest bis Kuhn mitmachte. "Die Navy wollte keine Schweizer mehr nach mir", scherzte der Pilot. Der wahre Grund war natürlich ein anderer: Die USA nutzen das Modell F/A-18C/D, das die Schweizer Piloten fliegen, nicht mehr aktiv.

Kuhn sprach in seinem Vortrag über den Umzug in die USA mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern, das Leben auf einem US-Militärstützpunkt und den Grund, warum das SRF vor einigen Jahren über ihn berichtete: Kuhn durfte in die USA mitnehmen von einem Flugzeugträger starten und landen.

Ein McDonnell Douglas F/A-18C/D der Schweizer Luftwaffe. (Quelle: admin.ch)

"Das war ein besonderer Bonus", sagte Kuhn. Davor habe es einen "immensen Trainingsaufwand 'nur' für Start und Landung" gegeben. Denn auf einem Flugzeugträger herrscht absolute Null-Fehler-Toleranz. Die Start- und Landebahn ist viel schmaler und kürzer. Außerdem muss man den Wellengang einkalkulieren, während links und rechts die Leute direkt neben den weißen Linien der Piste stehen.

Start und Landung von Kuhn waren - offensichtlich - erfolgreich. Wenn Sie mehr über Ihre Zeit bei der Marine erfahren möchten, können Sie sich hier den DOK-Film des SRF ansehen.

Einen Termin für das nächste SPIK haben die Veranstalter noch nicht bekannt gegeben. "Weil wir jetzt wissen, dass das Datum nicht unbedingt stimmt", sagte Saxer. "Wir wissen auch nicht, unter welchen Bedingungen es stattfinden wird. Aber es wird 2022 ein SPIK geben. Das ist sicher."

Mark Saxer, Geschäftsführer der Schweizer Polizei ICT. (Quelle: Screenshot)